Raus, raus, raus aus dem Abstiegskampf. Bei aller Euphorie um das bevorstehende Heim-come-back des höchsten europäischen Pokal-Wettbewerbs in das aufständische gallische Dorf am Niederrhein – wir müssen da unten raus. Der Auswärtssieg in Stuttgart war ein enorm wichtiger Schritt, obgleich hier weiterhin erhebliche Defizite zu Tage traten. Doch dazu später mehr …

Lucien Favre, viereinhalb Jahre schweizer Aera – zu Ende. Gerade eben noch Protagonist in der Fohlendoku, nunmehr teilnahmsloser Zuschauer in der Abgeschiedenheit heilklimatisierter Bergluft. Ob er das Spiel verfolgt hat ? Ob er sich bestätigt fühlt ? Eigentlich egal, aber so richtig habe ich den Spontanabgang immer noch nicht verarbeitet. Es liegt mir schwer im Magen. Ich werde sein Lächeln, sein unnachahmliches In-die-Hände-Klatschen und sein „es gibt viel zu tun“ einfach nur vermissen. Mir ist so, als wäre er einfach nur kurz krank geschrieben und steht am Mittwoch wieder an der Party-Linie.

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Aber langsam mischen sich auch leicht kritische Gedanken in die Trauer – Fassungslos – Schock – Coktailmischung. Nehmen wir das Spiel gegen den HSV, nehmen wir Tony Jantschke. Wie kann man tatenlos mit ansehen, was sich auf dem Spielfeld alles an negativer Energie entlädt und erst handeln, wenn das Spiel längst entschieden ist. So gesehen gegen schlagbare Hamburger.

Und ein Jantschke in der Form eines Kramers vor dem Eigentor gegen Dortmund gehört einfach mal – natürlich nur vorübergehend – ins 2. Glied. Handlungsoptionen sind genug vorhanden, Handlungsvollmachten sowieso. Eine der Stärken einer überragenden Saison – das viel zitierte Laufpensum – nicht mehr vorhanden. Letzteres hat aber nix mit mentalen Soft-skills zu tun. Laufen kann man schlicht anordnen, notfalls muss man es halt reinprügeln.

Man kann viel kritisieren, die endlose Ballbesitz-Taktik, die übertriebene Pass-Absicherung mit dem Plan eines schweizerischen Uhrwerks – hin zu einem auf dem Schachbrett skizzierten Kontertor. Unlängst haben wir jedoch damit sowohl die Bayern, Wolfsburg, Leverkusen und wen auch immer quasi am Fließband abgefertigt. Alles weg über Nacht ?

Manche Dinge aber bleiben mir als Gewissheit: Favre zog junge Talente an und gab ihnen den entscheidenden Impuls, das ach so kleine Gladbach als wesentlichen Schritt in ihrer Karriereplanung zu verstehen. Er formte Reus, er modellierte Xhaka, er verstand sich als Perfektionist. Fußball ist leider nie perfekt. Sieg und Niederlage liegen oft hauchdünn nebeneinander, jedes Spiel ist verdammt eng. Eine weiteres Favre-Dogma was uns zur Überleitung zu Stuttgartspiel dient.

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Zwei Tore geschenkt bekommen, den 6. Elfmeter im dritten Spiel eingefangen und in der zweiten Spielhälfte hinten löchrig wie ein schweizer Käse. Ich hab das Spiel zwar nur am Liveradio verfolgt, Grund für Herzkatar und Schnappatmung konnte der Kommentator aber reichlich vermitteln. Frauen im reiferen Alter bezeichnet man im Urlaub manchmal als dankbar – der VfB war so eine dankbare Gestalt.

Drei Quarks formen ein Nukleon, drei schwäbische Auswärtspunkte die Hoffnung auf die Beendigung einer unverstandenen Krise. Während die Quarks in Gummiband-Manier von Gluonen gebunden werden fehlt mir die sprichwörtliche Bindung im Gladbacher Spielverständnis noch reichlich. Ein verdammt enges, polyvalentes Favre-Spiel, nur ohne Favre halt.

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Stolzer Blick zurück, volle Kraft nach vorn. Nach 37 Jahren kehrt nun die Creme-de-la-Creme der europäischen Spitzenklasse ins beschauliche Mönchengladbach zurück. Meine letzte Erinnerung an die glorreiche Zeit war der Treffer von Fred Schaub im damaligen Frankfurter Waldstadion. Keine ruhmreiche Erinnerung zweifelsohne, keine Champions League. Ich werde mich sicher noch lange an den kommenden Mittwochabend erinnern, vielleicht nicht unbedingt 37 Jahre. Und wem habe ich das mitunter maßgeblich mit zu verdanken ? Danke, Monsieur Favre, merci bien !

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